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Fünf Fragen an Uwe Doll

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»Nachtleben braucht auch ein Stück Spannung und Anarchie. In sofern ist das immer ein dialektisches Verhältnis zur Stadtplanung…«

stadtnachacht im Interview mit Uwe Doll


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SNA: Assoziieren Sie den Begriff Nachtleben eher mit Kultur oder mit Ökonomie?

Doll: Weder noch, sondern mit Unterhaltung und Sex. Das ist aus der Konsumentenperspektive gesehen. Aus der Anbieterperspektive ist es sicher eher Ökonomie.


SNA: Die Attraktivität des Nachtlebens einer Großstadt wird oft als Urbanitätsfaktor schlechthin angesehen. Welche räumliche Dimension hat der Begriff Nachtleben für Sie?

Doll: Es muss öffentliche Orte geben, an denen Nachtleben stattfindet. Denn es ist ja kein privates, sondern ein öffentliches Nachtleben gemeint. Allerdings gibt es auch Nachtleben in einem nicht-urbanen Umfeld (Ballermann, Dorfdisco etc.).


SNA: Welche Rolle spielen konkret Stadtplanung und Stadtentwicklung(-spolitik) im Themenfeld Stadt, Nachtleben und Nachtökonomie für Sie?

Doll: Planerisches Handeln sollte innovative Entwicklungen kultureller wie ökonomischer Art ermöglichen und Grenzen setzen, wo es unbedingt nötig ist. Nachtleben braucht auch ein Stück Spannung und Anarchie. In sofern ist das immer ein dialektisches Verhältnis zur Stadtplanung, die gerade Spannungen reduzieren und Regelungen durchsetzen muss.

 

SNA:Welches sind vor Ihrem beruflichen Hintergrund die interessantesten Fragestellungen und Themen im Zusammenhang mit Stadt und Nachtleben?

Doll: Ob sich in Zukunft die „neue Spießigkeit“ und die typisch deutsche Großstadtfeindlichkeit durchsetzen werden, oder ob der Rest der Welt uns doch noch Beine machen wird. Ob Underground im Neubau funktioniert (Mojo etc.). Ob sich kostengünstige Rohbau-Architektur für kreative Nutzungen durchsetzen kann. Ob die Nightlifeökonomie in Hamburg die engen Grenzen der Szeneviertel sprengen kann.

 

SNA: Welche Akteure sind in diesem Zusammenhang für Ihre Arbeit besonders wichtig, wo gibt es bereits Kooperationen und welche müssten evtl. noch verstärkt/aufgebaut werden?

Doll: Am wichtigsten sind kreative Leute, die etwas auf die Beine stellen wollen und die möglichst pragmatisch und undogmatisch sind. Ebenso wichtig sind Leute mit Finanzkraft und Sinn für Nightlife-Kultur, vor allem Immobilienbesitzer. Ebenso Politiker und Behörden gleichen Sinnes. Und Anwohner, die nicht gleich eine Verhinderungs-Bürgerinitiative gründen, sondern die das Nachtleben schätzen und kooperationsbereit sind, wenn es gilt, Auswüchse zu verhindern. Vor allem Letzteres hat noch viel Ausbaupotenzial…

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Uwe Doll ist seit 2008 geschäftsführender Gesellschafter der Hamburger CQ Creative Quartiere und Marketing GmbH, die sich mit Projektentwicklung im Bereich Kultur- und Musikwirtschaft sowie mit projektbezogener Quartiersentwicklung beschäftigt. 2010 koordinierte er als Auftragnehmer das Gutachten Live-Musik-Clubs auf St. Pauli – Stadtökonomische Wechselwirkungen und planungsrechtliche Situation. Von 2004 bis 2008 war er Geschäftsführer der überNormalNull Kunst Bauen Stadtentwicklung GmbH.

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